Jubiläumsschau:„30 x 30“ - Eröffnung/Fest am 9.9.16
vom 9.9. bis 2.10.2016 - Bundesverband Bildender Künstler BBK Frankfurt
Vernissage/Jubiläumsfest:
Freitag, 9. September 2016, 19.00 Uhr
Einführung/Begrüßung:
Stadträtin Elke Sautner (Magistrat Frankfurt) und Eva Zinke, BBK-Vorstand
Literarische Matinée:
Sonntag, 18. September um 11.00 Uhr - zum Thema
„Sehnsucht nach Jetzt - Über das Brennen vom Verlangen zum Genuss
des Gelingens“ mit Barbara Hennings und Ewart Reder
Eintritt: 5 Euro
Ausstellungsdauer:
9. September bis 2. Oktober 2016
Öffnungszeiten:
Fr/Sa/So jeweils 14-18 Uhr und Mo 17-20 Uhr
Galerie der Bildenden Künstler des BBK Frankfurt, 60314 Frankfurt,
Hanauer Landstraße 89 (gegenüber neuer EZB/Ecke Grusonstr.)
U 6 und Tram-Linie 11 bis Ostbahnhof
Fotos: Barbara Walzer, Ernest Bisaev
Mit einer umfangreichen Kunstschau (9.9.-2.10.), einem Jubiläumsfest (9.9.) und einer literarischen Matinee (18.9.) begeht der Berufsverband Bildender Künstler e.V. BBK Frankfurt in diesem Herbst sein 70-jähriges Bestehen. Unter dem Titel „30x30“ präsentieren über 90 BBK-Künstler aus dem Großraum Rhein-Main in der Galerie der Bildenden Künstler (im Frankfurter Ostend) rund 110 Kunstwerke - alle im einheitlichen Format von 30 mal 30 Zentimetern (Außenmaß). Die Werke aus allen Disziplinen - von Malerei über Druckgrafik bis Fotografie - werden in einer Petersburger Hängung präsentiert. Hinzu kommen Skulpturen (30x30x30). Jedes Kunstwerk kann zum einheitlichen Preis von 300 Euro erworben werden.
Der BBK blickt auf eine bewegte Geschichte seit Gründung 1946 zurück. Er steht heute mit seinen rund 320 Künstlern für große künstlerische Vielfalt in der Rhein-Main-Region. Er wird von der Stadt Frankfurt gefördert und hat über die Jahre im Kulturleben der Main-Metropole einen wichtigen Platz eingenommen. Professionell arbeitende Künstler aller Sparten der Bildenden Kunst kommen im BBK zusammen, um gemeinsam Projekte zu erarbeiten, sich gegenseitig zu unterstützen und zu vernetzen.
Welch kreatives Potential in dem lebendigen Kunstverband steckt, belegen Jahr für Jahr zahlreiche Ausstellungen in den Räumen des BBK sowie traditionsreiche Präsentationen im Römer und der Paulskirche beim Frankfurter Weihnachtsmarkt, zum Museumsuferfest oder zur Luminale. Auch der hohe Grad der Internationalität - im BBK begegnen sich Künstler aus über 30 Nationen
- belegt den freien Geist der Kunst in einer ebenso internationalen Stadt wie Frankfurt.
Presse-Info: Markus Elsner - Telefon: 0173 - 49 48 701
Eva Zinke
Rede zur Eröffnung der Jubiläumsausstellung
70 Jahre BBK am 09.09.2016
Liebe Gäste, liebe anwesende Künstler, liebe Frau Sautner,Es war kein leichter Anfang 1945, als der Maler Wilhelm Kesting sich aufmachte, um im Trümmerschutt von Frankfurt einen neuen, nun „freien“ Berufsverband für Künstler ins Leben zu rufen. Kesting wurde – wie viele andere Künstler unter dem Naziregime – verfolgt und hatte Ausstellungs- und Malverbot.
Die Künstler litten unter existentieller Not. Es fehlte nicht nur an Malmaterial, sondern vor allem an Wohnraum und Lebensmittel. Erste Künstlertreffen wurden organisiert und erste Überlegungen zur Organisation eines Künstlerverbandes gemacht. Die Gründung eines Vereins musste damals von der amerikanischen Militärregierung genehmigt werden. Die Genehmigung erhielt Kesting im April 1946, und im Juni des gleichen Jahres fand die Gründungsversammlung des BBK mit 57 Mitgliedern statt.
Im gleichen Zeitraum gründete sich ein zweiter Verband, der Schutzverband Bildender Künstler (SBK) in der Gewerkschaft freier Berufe, mit Hans Brenner als 1. Vorsitzenden. Es waren zwei Vereine mit unterschiedlicher Zielrichtung, die von der Stadt gefördert werden wollten und jeweils feste Räumlichkeiten für sich beanspruchten. Beide Verbände hatten das Ziel, eine schlagkräftige Lobby zu schaffen, um die Künstlerpositionen in der Stadt und der Gesellschaft zu stärken
Der Berufsverband Bildender Künstler verstand sich in erster Linie als berufsständiger Verband, der sich um Belange und Standards der Künstler einsetzen wollte. Seine Räume hatte er im Karmeliterkloster.
Der Schutzverband Bildender Künstler war dagegen sehr politisch orientiert, gestaltete aktiv Ausstellungen mit gesellschaftkritischen Themen und scheute sich nicht vor öffentlichen Auseinandersetzungen. Der Schutzverband hatte seine Räume in der Barckhausstraße im Westend.
Bereits 1947 wurde die erste freie Kunstaustellung in Frankfurt und Hessen organisiert – es war eine Retrospektive von Künstlern, die während der Nazizeit als „Entartete Künstler“ Berufsverbot hatten.
Schon ein Jahr später (1948) organisierten Künstlerinnen eine eigene Ausstellung „Die Frau als Bildnerin“. Künstlerinnen hatten während der Nazizeit kaum Möglichkeiten, künstlerisch zu arbeiten und auszustellen.
Im Laufe der Jahre wurden viele Veranstaltungen organisiert:
Herausragend sind noch heute der rege Austausch und beeindruckende Ausstellungen mit internationalen Künstlern - als Zeichen für den Frieden und der Verständigung. Auch Künstler außerhalb des Verbandes, wie Willi Baumeister, Käthe Kollwitz oder Harp Grieshaber wurden eingeladen und sagten zu. Ausstellungen zeitgenössische Maler und Bildhauer bahnen ein neues Kunstverständnis in Deutschland, so beispielsweise die ersten Ausstellungen zur abstrakten Kunst.
Die Künstler teilten sich der Öffentlichkeit mit, machten auf ihre Lage aufmerksam, mit teilweise spektakulären Aktionen, mit Happenings, Spektakeln und auch Eklats
Der Werkhof, das erste genossenschaftliche Künstlerhaus (Vilbeler Str.), das die Künstler mit Hilfe der Stadt aufgebaut hatten, wurde zu einem wichtigen sozialen Treffpunkt. Allerdings scheiterte dieser utopische Lebensentwurf, denn durch einen Besitzerwechsel wurde die Miete drastisch erhöht und das soziale Ausstellungsprinzip untersagt. Hinzu kamen hohe Schulden, sodass der Schutzverband ausziehen musste.
Nach zwei Jahren ohne festes Domizil gelang es Ernst Slutzky mit Unterstützung der Gewerkschaft, die Galerie am Dom (in der Saalgasse) zu eröffnen. Im Keller wurde die Künstlerkneipe zu einem wichtigen sozialen Treffpunkt.
Andere Ausstellungsorte in Frankfurt waren weiterhin das DGB-Haus, das Karmeliterkloster, das Nebbinsche Gartenhaus und vor allem die Römerhallen und die Paulskirche mit dem traditionellen Künstlerweihnachtsmarkt.
Die Stadt Frankfurt, oder besser das Kulturamt, war bestrebt, die beiden rivalisierenden Verbände der Bildenden Künstler zusammenzulegen. Schließlich musste zweimal das Stadtsäckel für die Bezuschussung der Frankfurter Künstler herhalten. Die Fusion – oder wie es damals hieß „Die Hochzeit“ vollzog sich im Juli 1960.Die Eheschließung wurde mit dem Namen BBK/ Berufsverband Bildender Künstler/ besiegelt. Als Mitgift brachte der Zusammenschluss stolze 600 Mitglieder. Und - man richtete sich gemeinsam in den Räumlichkeiten des Karmeliterklosters ein. Auch meldete sich bald etwas kreatives Neues an - denn es kam zur Gründung der Klosterpresse, die eng mit dem BBK zusammenarbeitete. Bei der Klosterpresse bot Wolfgang Klee die ersten Kurse für Lithografie an, man organisierte Ausstellungen und vermittelte Künstler an Auftraggeber.
Das „Hochzeitsversprechen, sich ewig zu binden“ war leider nicht von Dauer, denn 1970 kam es wieder zu heftigen, diesmal internen Auseinandersetzung und schließlich zu einer erneuten Trennung oder besser gesagt Spaltung. Das Kulturamt musste wieder mit zwei Verbänden, dem BBK und dem BUBK (Bundesverband Bildender Künstler) verhandeln. Das ging erstaunlich lange, so lange, bis es der Stadt doch zu bunt wurde, die städtischen Zuschüsse rigoros strich und die Räumlichkeiten in der Barckhausstraße kündigte. Die Stadt, die nur noch einem Verband Zuschüsse gewähren wollte, forderte die Zusammenlegung. 1995 kommt es schließlich zur Neugründung mit neuer Satzung und nun auch gendergerechtem Namen: Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Frankfurt e.V. Mit Unterstützung der Stadt wurde ein neues Domizil auf der Hanauer Landstr.139 gefunden.
Ein Reibungspunkt war auch durchgängig die zeitweise „Gängelung“ der Künstler durch die Stadtverwaltung .Mit der Übernahme der Schulden aus der Zeit des Werkhofs versuchte die Stadt, die künstlerischen Aktivitäten im Visier zu behalten. Dies geschah in Form einer ständigen Aufsicht in der Galerie am Dom, von den Künstlern als „Spitzel“ tituliert. Die Künstlergemeinde zog sich allmählich zurück. Die Galerie am Dom wurde schließlich geschlossen.
Zur Disposition gestellt wurden auch immer wieder die Kunststandards Frankfurter Künstler. Kern dieser Auseinandersetzungen des BBK mit der Stadt war die Frage, ob die Exponate der Frankfurter Künstler eher von provinzieller Machart seien oder ob sie sich mit den Kunst-Weltstandards messen lassen können. Unter dem damaligen Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann wurde 1986 eine städtische Kunstkommission eingesetzt, die die Jahresausstellung in der Pauskirche und im Steinernen Haus jurieren sollten. Hilmar Hoffmann verteidigte die Jurierung und damit die Ausgrenzung von Künstlern mit der Begründung, dass der Raum für 800 in Frankfurt lebenden Künstlern nicht ausreiche. Die früheren jurie—freien Ausstellungen hätten Frankfurt das Image einer „künstlerischen Provinz“ eingetragen.
Die BBK Künstler sind empört, protestieren und fordern das Hausrecht in ihrer Stadt ein. Sie organisieren Aktionen unter dem Motto „Kunst frei – Jury out“.1994 protestierten die Künstler gegen die drastische Streichung der städtischen Zuschüsse mit einer heftigen und lautstarken Aktion unter dem Motto „Kulturloch Frankfurt“
Eine große Sorge war die wirtschaftliche und soziale Absicherung der Künstler und Künstlerinnen. 1971 fand der erste Künstlerkongress in Frankfurt in der Paulskirche statt. Beschlossen wurde der Zusammenschluss der deutschlandweiten Verbände als Bundesverband Bildender Künstler. Es wurde ein Thesenpapier verabschiedet, in dem u.a. gefordert wurde
- Ein Mitspracherecht bei kunst- und kulturpolitischen Entscheidungen
- Die Freiheit der Künste, unabhängig von kommerzieller, administrativer und publizistischer Manipulation
- Die Gewinnung eines neuen Selbstverständnisses der Künstler als integrierter Teil der Gesellschaft
Ein weiterer Meilenstein für die Absicherung der Künstler war 1983 die Künstlersozialversicherung, die den Zugang zur gesetzlichen Kranken- Renten- und Pflegeversicherung sicherstellte.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Künstlerinnen und Künstler, Heute befinden sich die Räumlichkeiten des BBK Frankfurt in der Hanauer Landstraße 89. Ein guter Ort im Ostend, in der die Kreativwirtschaft sich eingenistet hat und die Zukunft in Frankfurt mitgestaltet. Der BBK hat aktuell ca. 320 Mitglieder und er ist sehr international aufgestellt. Wir haben eine Landkarte gestaltet, die mit Fähnchen zeigt, woher aus aller Welt unsere Mitglieder kommen. Es werden jedes Jahr neue Mitglieder aufgenommen. Dabei freuen wir uns vor allem über Zuwachs durch jüngere Mitglieder, die neue Ideen und Schwung hineinbringen.
Wir versuchen einen guten Draht zur Stadt zu haben und ich glaube, dass uns dies auch gelungen ist. Es bleibt aber ein steter Kampf um mehr finanzielle Mittel, um in der sich rasch verändernden Kunstlandschaft bestehen zu können.
Wichtig für die heutige Zeit ist, dass der BBK seine Ausstellungen in Selbstverwaltung organisiert. In der Galerie werden von unseren Künstlern regelmäßige Ausstellungen zu unterschiedlichen Fragestellungen organisiert, die sich auch mit aktuellen politischen Themen auseinandersetzen oder Stellung nehmen. Auch gibt es Aktionen, wie vor einigen Jahren die Aktion „tragende Kunst“, die große Beachtung fand und den Menschen in der Stadt die Kunst nahebringen wollte. Es werden auch Kurse in diesen Räumen angeboten. Einen Ausschnitt der Aktivitäten finden Sie an den beiden Wänden am Eingang.
Wir laden Sie ein zu unseren wechselnden Ausstellungen hier in unserer Galerie, zu unserem jährlichen Standort am Museumsuferfest - in diesem Jahr waren ca. 13 Künstler dabei - und vor allem – es ist bald wieder so weit – auf unseren Künstlerweihnachtsmarkt in der Paulskirche und in den Römerhallen. Jährliche Ausstellungen der Arbeiten der Künstler/innen in der Römerhalle und der Paulskirche bieten den Frankfurter Bürgern einen guten Überblick über das künstlerische Schaffen in unserer Stadt.
Das war ein kurzer Streifzug durch die „Geschichte“ des BBK Frankfurt. Aber folgen sie mir bitte noch einen kurzen Augenblick.
Was ist es, warum Du beim BBK Frankfurt dabei geblieben bist? – so habe ich einige unserer langjährigen Mitglieder gefragt. Mir ist es sehr warm ums Herz geworden, als ich ihre Antworten gehört habe.
- Im BBK ist es die Gesellschaft oder Gemeinschaft der Künstler-Kollegen/innen und die Möglichkeit, sich aktiv einbringen können, mitzugestalten. Es werden viele Möglichkeiten geboten, z. b. persönliche Kontakte bei Ausstellungen, insbesondere dem Weihnachtsmarkt.
- Wenn man hier mitmacht wird man für politische Ereignisse und gesellschaftliche Themen offen, das ist eine Herausforderung vor allem bei Ausstellungen mit explizit politischem Anspruch.
- Für mich war wesentlich, die Vielseitigkeit der künstlerischen Darstellungen und ihre Positionen kennenzulernen. Mir liegt die Streitkultur, verschiedene Meinungen zu erfahren, die verschiedenen Fragen an die Kunst. Man hat aber auch von anderen durch den Austausch viel gelernt und einen anderen Blick bekommen.
- Der BBK war vor allem am Anfang der künstlerischen Laufbahn wichtig, der Umgang mit der offiziellen Seite des Kunstgeschäftes, die künstlerische Identität wird durch die durch BBK-Mitgliedschaft gestärkt.
- Es war damals eine Ehre, im BBK aufgenommen zu werden, die Anerkennung ist etwas sehr schönes, es zeichnet mich aus.
Das, liebe Gäste, ist ein schönes Abschlusswort.
Ich wünsche Ihnen an unserem Jubiläumsfest einen vergnüglichen Abend, lassen Sie sich das Essen schmecken und stoßen sie mit mir gemeinsam an – auf den 70 Jahre alten BBK Frankfurt.
Eva Zinke
(Rede zur Eröffnung der Jubiläumsausstellung 70 Jahre BBK am 09.09.2016) Vielen Dank für die Aufmerksamkeit