Der Weihnachtsmarkt Frankfurter Künstler - längst eine feste Instanz im Kulturleben der Mainmetropole - hat eine bewegte Geschichte, die 1922 beginnt. Seit jenem Jahr bieten die gotischen Spitzbogengewölbe der Römerhallen den Rahmen für jenen Querschnitt durch das künstlerische Schaffen der Frankfurter Kunstszene, die dort jährlich ihre Werke ausstellt, verkauft und auch der Kritik der Betrachter aussetzt.
Es waren schwere Zeiten, als am 16. Dezember 1922 erstmals die Pforten der Römerhallen für den Künstlermarkt öffneten. Trotz eines inflationsbedingten Eintrittspreises von 20 Mark strömten die Frankfurter aber in die geheizten Hallen, um sich an den Kunstwerken und einem Gespräch mit einem Künstlern bei einem heißen Tee zu erwärmen. Auch war es bald ein Treffpunkt für bildende Künstler, Musiker, Schriftsteller, Theaterleute und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, um sich über neueste Kunstströmungen auszutauschen, Werke in Auftrag zu geben oder direkt zu erwerben. Das wohlhabende Bürgertum wurde damals von der Frankfurter Zeitung (ein Exemplar kostete 30 Mark) gar ermahnt, zumindest das eine oder andere Kunstwerk für den weihnachtlichen Gabentisch zu erstehen.
Der Schriftsteller Joachim Ringelnatz zählte zu den bekanntesten Gästen des ersten Weihnachtsmarktes der Frankfurter Künstler; er erschien in Begleitung von Fried Stern, um sein vom Bildhauer Emil Hub gefertigtes Konterfei zu begutachten.
Von 1925 an richteten bereits die Vorgänger des heutigen Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler - BBK Frankfurt e.V. den Weihnachtsmarkt Frankfurter Künstler aus. Die damalige wirtschaftliche Not vieler Kunstschaffender vermochte der Markt indes kaum lindern. So schrieb ein Frankfurter Redakteur 1932 in einem Artikel: „An den Preisen, die für die einzelnen Arbeiten verlangt werden, sehen wir, welch bitteres Muss hinter den Künstler gestanden hat: Die Preise sind ganz volkstümlich - ja, sie sind erschreckend niedrig“.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten konnte der Weihnachtsmarkt nur noch unter gänzlich anderen Voraussetzungen und dann auch unter Federführung der NS-Freizeitorganisation „Kraft durch Freude“ stattfinden. Alles was als „entartete Kunst“ diffamiert wurde, verschwand. Die vorgegebene Devise lautete nun, die künstlerische Begabung in den Dienst des „Freudebereitens“ zu stellen. Der verheerende kulturelle Kahlschlag der Nazis wirkte sich noch über das Kriegsende hinaus aus: So beklagte das Höchster Kreisblatt, dass der Künstlerweihnachtsmarkt zu einem „Tandelmarkt“ verkommen sei. Dies sollte sich peu à peu aber wieder ändern. Die Qualität der künstlerischen Arbeiten nahm zu, und das Niveau des Künstlerweihnachtsmarktes wurde allmählich wieder seinem Anspruch und dem des kunstinteressierten Besuchers gerecht - auch durch die Hilfe der Stadt, die seit den 50er Jahren quasi als Mäzen auf dem Markt höhere Beträge über das Amt für Wissenschaft und Kunst für den Ankauf von Werken ausgab.
Wegen U-Bahn-Bauarbeiten musste der Weihnachtsmarkt Frankfurter Künstler 1969 auf den Dominikanerplatz und 1970 ins Foyer der städtischen Bühnen ausweichen. Ende der 80er Jahre erschloss die Stadt neben den Römerhallen die Räumlichkeiten der Paulskirche als zusätzlichen Veranstaltungsort.
1995 folgte der Zusammenschluss zwischen dem Berufsverband Bildender Künstler und dem Bundesverband Bildender Künstler zum BBK Frankfurt e.V.. Dieses Netzwerk steht nun schon seit vielen Jahren für ein lebendiges, hochkreatives Miteinander, das sich unter anderem in der traditionellen Jahresausstellung des BBK in der Paulskirche und in dem Künstlerweihnachtsmarkt in den Römerhallen niederschlägt. Der jährliche Andrang des Publikums und die Zahl der ausstellenden Künstler zeigen seine Aktualität und Notwendigkeit. Denn wieder und verstärkt in jüngster Zeit wirkt sich die Wirtschafts- und Finanzkrise zuerst auf die nicht zum unmittelbaren Überleben notwendigen Dinge aus, also auch auf die Kunst und somit die Existenz der Kunstschaffenden. Angesichts dieser schwierigen Stellung der Künstler in unserer Gesellschaft hat die doppelte Ausstellungs- und Verkaufsveranstaltung in der Paulskirche und den Römerhallen zum Ende eines jeden Jahres weiterhin seine besondere Bedeutung.